Antrag an den Ausschuss für Umwelt- u. Klimaschutz
Antrag auf Prüfung zur Umsetzung eines Pilotprojektes zur ökologischen Aufwertung und Sicherung von Kleinstbächen in den Iserlohner Wäldern mit Weidenstecklingen und Schwarzerlen als Beitrag zu Hochwasserschutz, Klimaanpassung und Biodiversität
Sehr geehrter Herr Isbruch,
die Fraktion DieISERLOHNER bittet um Aufnahme des folgenden Antrags auf die Tagesordnung des nächsten Ausschusses für Umwelt- u. Klimaschutz.
Beschlussvorschlag:
„Die Verwaltung prüft, ob und wie ein Pilotprojekt zur ökologischen Aufwertung und Sicherung von Kleinstbächen mittels Weidenstecklingen und Schwarzerlen umgesetzt werden kann, um für Iserlohn gleichzeitig den natürlichen Wasserrückhalt zu verbessern, die Hochwasservorsorge zu stärken, die Klimaanpassung zu fördern und die Artenvielfalt in den Waldgebieten zu erhöhen. Hierzu sollen geeignete Bachläufe und Rinnsale im Stadtwald identifiziert, eine grobe Kostenschätzung (Material, Organisation, Monitoring) erstellt, Kooperationsmöglichkeiten mit ehrenamtlichen Gruppen geprüft, potenzielle Förder- und Spendeneinnahmen recherchiert sowie ein Konzept für ein begleitendes Monitoring über zwei bis drei Jahre entwickelt werden.“
Begründung:
Die Starkregenereignisse des Jahres 2021 haben eindrücklich vor Augen geführt, dass selbst kleinste Bäche in Mittelgebirgslagen wie den Iserlohner Wäldern bei Extremwetter zu reißenden Strömen werden können. Der Klimawandel verstärkt diese Gefahr, da mit einer Zunahme sowohl von Starkregenereignissen als auch von längeren Trockenperioden gerechnet wird.
Die Erfahrungen von 2021, die aktuellen Klimaprognosen und der Status Iserlohns als waldreiche Stadt machen es notwendig, schnell und dezentral zu handeln. Kleine, ehrenamtlich umsetzbare Maßnahmen mit großer Wirkung sind ein wichtiger Baustein, um Iserlohns Natur widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen. Dieses Ziel soll durch ein Pilotprojekt erreicht werden.
Beschreibung der Maßnahme
An zwei bis drei ausgewählten kleinen Bachläufen oder Quellbächen im Stadtwald sollen Weidenstecklinge von 60 bis 80 cm Länge direkt in die feuchten Ufer- und Bachbettbereiche eingebracht werden. Ergänzend werden Schwarzerlen gepflanzt, die sich durch eine besonders dichte und wasserresistente Durchwurzelung der Ufer auszeichnen.
Weiden besitzen eine herausragende Regenerationsfähigkeit: Über 98 % der Stecklinge schlagen an [1], bilden innerhalb weniger Wochen ein erstes Wurzelsystem [1] und tragen durch ihre Wurzeln entscheidend zur Verlangsamung des Wasserabflusses, zur Stabilisierung der Ufer und zur Breitenentwicklung der Bachläufe bei [2–4] bei. Schwarzerlen ergänzen diese Funktion ideal, da sie als typische Baumart feuchter Standorte mit ihrem weitverzweigten Wurzelsystem selbst bei Hochwasser Erosionsschutz leisten [2,4].
Praktische Umsetzung
Die Maßnahme soll in ehrenamtlicher Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden, Bürgerinitiativen, Schulen oder Jugendgruppen erfolgen. Die beste Pflanzzeit liegt im Spätwinter oder Frühjahr. Pro Bachlauf werden mehrere Dutzend bis hunderte Stecklinge notwendig, die zu geringen Kosten (wenige Euro pro Stück) beschafft werden können [1,7]. Die Finanzierung soll primär über Spenden erfolgen, ergänzt um die Prüfung von Landes- oder Bundesfördermitteln für kleine Renaturierungs- projekte.
Wirkung und Nutzen
- Hochwasserschutz:
Durch die Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit und den Wasserrückhalt in den Waldböden können bei Starkregen bis zu 200 Liter Wasser pro Quadratmeter zurückgehalten werden [5,6]. Das mindert Spitzenabflüsse, reduziert Erosion und schützt tieferliegende Siedlungsbereiche. - Klimaanpassung:
Die Renaturierung leistet einen Beitrag zur Grundwasserneubildung, zum Ausgleich lokaler Wasserhaushalte und zur Kühlung des Mikroklimas – wichtige Faktoren in Trockenzeiten [5,6]. - Biodiversität:
Kleinstgewässer sind wichtige Trittsteinbiotope: 30–50 % aller stehenden Gewässer zählen zu den Kleingewässern, die etwa 70 % der regionalen Süßwasserarten beherbergen [3,4].
Mit freundlichen Grüßen
Christian Kohlstädt Christian Kempny Ratsmitglied sachkundiger Bürger |
- Quellen:
[1] Bayer. Landesamt für Umwelt: Gehölze am Gewässer (2021) https://www.lfu.bayern.de/wasser/gewaessernachbarschaften/themen/gehoelz_ufer/doc/vortrag.pdf - [2] LWF Bayern: Bedeutung der Schwarzerle in der Wasserwirtschaft (2020) https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/waldbau-bergwald/dateien/w42_bedeutung_der_schwarzerle_in_der_wasserwirtschaft.pdf
- [3] Hessen Forst: Wasserrückhalt im Wald (2022) https://www.hessen-forst.de/wirkungsvoller-wasserrueckhalt-im-wald
- [4] Sachsen-Anhalt: Schwarzerle – Charakterbaum an Bachläufen (2020) https://mwl.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MW/MWL/01_Bilder/05_Forsten/Forst/Waldschutz/Schwarzerle_0920_web.pdf
- [5] FVA BW: Potenziale für dezentralen Wasserrückhalt (2021) https://www.fva-bw.de/top-meta-navigation/fachabteilungen/boden-umwelt/wald-und-wasser/wasserspeicher-wald-potentiale-fuer-den-dezentralen-wasserrueckhalt
- [6] Waldwissen.net: Wasserrückhaltung im Wald (2023) https://www.waldwissen.net/de/technik-und-planung/forsttechnik-und-holzernte/bodenschutz/wasserrueckhaltung-im-wald
- [7] Landkreis Fürth: Weidenstecken im Biberparadies (2021) https://www.landkreis-fuerth.de/news/weidenstecken-im-biberparadie
