Vortrag Stadtentwicklung Iserlohn mit Olaf Pestl

Zwei Stunden referierte Olaf Pestl – Geschäftsführer der IGW, Stadtprojekt GmbHs und der Schillerplatz GmbH – über die Herausforderungen der Stadtentwicklung und die Projekte der IGW. Die rund 25 Teilnehmer erfuhren dabei, welche Entwicklung die Stadtplanung seit den 60er Jahren bis heute in Iserlohn genommen hat und wie lange die Konzepte einer Automobil-freundlichen Stadt noch bis in die Gegenwart fortgeführt wurden. „Sanierungen“ der Vergangenheit führten oftmals zum Abriss alter Bausubstanz und der Errichtung von damals modernen Gebäuden, deren Attraktivität aus heutiger Sicht eher als gering angesehen wird. Stadtentwicklung verfolgt heute andere Ziele: Sie sollte gerecht (für alle Bürger), grün (nachhaltig und ökologisch sinnvoll), produktiv (Arbeit ohne lange Wege) sein und nicht zuletzt der fortschreitenden Digitalisierung Rechnung tragen. Unter diesen Gesichtspunkten hat Herr Pestl die aktuellen Entwicklungen des Städtebaus in Iserlohn erläutert.

Ein wichtiges Thema war der Schillerplatz und der nahende Abriss des Karstadt-Gebäudes, mit dem im Frühjahr des nächsten Jahres – so zumindest die Planung – begonnen werden soll. Hierzu sind einschlägige Beschlüsse in den Ausschüssen gefasst worden. Ausführlich schildert Herr Pestl die Problematik des Untergrunds des Areals. Eine Mischung aus felsigem Untergrund, durchzogen von Stollen des ehemaligen Erzabbaus, Lehm- und Sedimentschichten, die zum Teil mit Unrat und Schutt verfüllt wurden. Diese instabile Basis, deren Beschaffenheit erst nach dem Abbruch der Tiefgarage und des Karstadt-Gebäudes wirklich untersucht werden kann, bestimmt dann mit, wie die entstandene Fläche genutzt werden kann. Zu bedenken gab Herr Pestl, dass man natürlich auch bei der Betrachtung möglicher Nutzungsalternativen auf die benachbarten Gebäude zu achten hat. Der Druck, der durch die Masse der Gebäude entsteht, muss genauso berücksichtig werden wie das vorherrschende Gebäudeniveau. All das muss bei der Planung des Schillerplatzes mit bedacht werden und bedarf einer intensiven Beratung durch Experten. Da sich der Abbruch und die Analysearbeiten über vielleicht zwei Jahre erstrecken, sind voreilige Beschlüsse der Politik nicht ratsam.

Kurz ging der Referent auch auf den digitalen Wissenscampus ein, verwies aber darauf, dass er an dem diesem Projekt nicht direkt beteiligt ist. Er schilderte zudem den Umzug von Teilen der Verwaltung aus dem Rathaus I in umgewidmete städtische Gebäude. Der Umzug des Jugendamtes beschrieb er als sehr erfolgreich. Im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung stimmte er einer Zuschauerfrage zu, dass die Möglichkeit bestehe, dass in der Zukunft kein großes Rathausgebäude mehr benötigt werden könnte. Er sieht aber schon ein Rathausgebäude im Herzen der Stadt, dass dann auch multifunktional nutzbare Räume beherbergen sollte.

Ausführlich schilderte der Geschäftsführer die aktuellen Projekte der IGW. Er beschrieb die Neubauten „Service Wohnen“ in Kalthof, die genauso auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind wie die der „Hanse Eins-Komplexes, das in Holzständerkonstruktion errichtet werden soll. Die aktuellen Probleme im Bausektor aufgrund massiv verteuerter Baumaterialien und den fortschreitenden Handwerkermangel bezeichnete er als Grund, warum die Baupreise immer weiter steigen. Die Grundstückspreise seinen insbesondere bei Mehrfamilienhäusern eher zu vernachlässigen. Daraus entsteht in Iserlohn ein Spannungsfeld zwischen steigenden Herstellungskosten und der Forderung marktgängige lokaler Vermietungspreise. Zu bedenken gab Herr Pestl, dass die IGW wie alle anderen Immobiliengesellschaften der Stadt eine schwarze Null erwirtschaften. Die Erhöhung der Baukosten und die geringen Kapazitäten der Bauunternehmen, werden auch der Stadt Iserlohn bei ihren künftigen Bauvorhaben Probleme bereiten, was bei Ratsentscheidungen mit bedacht werden muss.

Neben dem Geschäft mit Neubauten ging Herr Pestl auch auf die erfolgreiche Sanierung von denkmalgeschützten und erhaltenswerten Gebäuden, wie das ehemalige Fabrikgebäude „Kissing & Möllmann“ (Oberen Mühle) und dem heutigen Schnöggel ein. Der Erfolg dieser Sanierung gelang auch deshalb, weil das Konzept der Nutzung mit dem Betreiber zusammen entwickelt wurde. Mit anderen Worten, eine Sanierung ohne eine genaue Vorstellung von der künftigen Nutzung eines Gebäudes ist wenig sinnvoll. Ein Aspekt, der auch für das Haus Seilersee berücksichtig werden sollte.

Zudem kann man aus den gelungenen Bauvorhaben den Schluss ziehen, dass es eher die kleinen Projekte mit klar definierter Zielsetzung, überschaubaren Budget und einem schlüssigen Nutzungskonzept sind, die erfolgreich sind. Wir sollten aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und Großbauprojekte, die vermutlich eher „persönlichem“ Ehrgeiz dienen, viel kritischer betrachten.

Erfahrung ist eine teure Schule, aber Narren wollen anderswo nicht lernen. – Benjamin Franklin

Ich persönlich habe viel gelernt und mich darüber gefreut, mit dem ein oder andern Mitglied in einer persönlichen Begegnung über Gott und die Welt und ganz besonders über die Entwicklung der Waldstadt gesprochen zu haben.